Donnerstag, 12. Dezember 2013

3 Monate

Jetzt habe ich schon 1/4 meines Aufenthaltes hinter mir, und natürlich ist viel passiert.
Als letztes war ich in Sarajevo, Bosnien, beim Vernetzungsseminar mit anderen Freiwilligen auf dem Balkan.
Es war sehr schön und hat mir viel gegeben- diese Stadt sollte man sich auf jeden Fall mal anschauen!
Im Folgendem noch ein paar Bilder.

Café in der Altstadt

 




Die "Rosen" von Sarajevo



Desweiteren habe ich angefangen, Rundmails mit ausführlicheren Schilderungen zu schreiben. Wer diese gerne haben möchte, melde sich bitte bei mir!

Donnerstag, 31. Oktober 2013

2 Monate

Jetzt ist es soweit, ich bin wirklich schon gute 2 Monate hier.

Herbstcamp  des forumZFD für Jugendliche aus Mazedonien

Erstmal habe ich am Herbstcamp vom forumZFD teilgenommen: das war in Stuga, in der Pension eines Mitarbeiters. Das waren ungefaehr 20 Jugendliche: Mazedonier/-innen, Albaner/-innen und sogar zwei tuerkische Maedchen waren dabei. Fuer viele war es das erste mal, eine ganze Woche so eng und intensiv mit der jeweils anderen Ethnie zusammenzuarbeiten. Und hingegen aller Befuerchtungen ging das total gut: es gab keinen Streit, schon gar keine Schlaegereien sondern stattdessen waren alle im Gesrpaech miteinander, hoerten sich aufmerksam zu, es wurde geduldig uebersetzt (obwohl alle Albaner/-innen fliessend Mazedonisch konnten) und generell wurde respektvoll miteinander umgegangen. Unter anderem machte ich in den 3 Tagen, an denen ich mit dort war, einen Vortrag ueber das Thema: „Wie deutsche Jugendliche auf den 2. Weltkrieg blicken“, wobei ich ihnen, natuerlich etwas subjektiv, berichtete wie die Meinungsbilder so aussehen. Fanden sie alle total interessant und vorallem beim Thema Holocaust und Konzentrationslager (am Beispiel Buchenwald, was ich in der 9. Klasse besucht hatte), waren sie interessiert und bis dahin leider noch etwas unwissend. Um so wichtiger auch unser Besuch in einem albanischen Dorf, in der Naehe von Struga, wo die deutsche Wehrmacht 1944 ein grausames Massaker begang. Nicht nur fuer mich, aus der „Taeternation“, sondern auch fuer die Jugendlichen vor Ort war das neu und ergreifend, von dem Enkel eines Getoeteten von dem Vorfall zu hoeren. Wohlbemerkt sind meine Mitarbeiter die ersten jemals, die als Deutsche in dieses Dorf gekommen sind und Blumen am Mahnmal niedergelegt haben. Aufklaerung und Entschuldigung gab es fuer die Dorfbewohner nie- weder von  (staatlicher) deutscher, noch von mazedonischer Seite.
Gruppenuebung, vorne rechts ich und Silke


Sprachkurs in Skopje

Zurueck in Skopje arbeitete ich weiter, unter anderem wieder bei SUMNAL: es stellte sich heraus, dass Franzoesisch beibringen noch viel schwieriger war als Englisch. Die 5 sehr, sehr lebendigen Jungs vor mir bettelten mich pausenlos an, doch lieber Englisch zu machen- ausserdem war in SUMNAL, was eben nur aus einem Raum besteht, Putztag, und es wuselte lautstark um uns herum. Als dann noch draussen auf der Strasse lautstark eine Hochzeitszeremonie vorbeizog, war es bei ihnen ganz aus mit der Konzentration. Ich habe beschlossen, mir beim Sprachkurs irgendetwas einfallen zu lassen, damit es den Kindern mehr Spass macht und vielleicht dochmal das ein oder andere Wort haengen bleibt...


Familienbesuch...!

Letzten Dienstag (22.10.) kam dann meine Familie zu Besuch. Was mich ehrlich gefreut hat. Ziemlich beengt und etwas chaotisch haben wir dann 2 Tage in meiner Einraumwohnung geschlafen und uns einen Tag lang ganz ausfuehrlich Skopje angeschaut. Abends gings natuerlich traditionell essen.

Donnerstag bis Sonntag fuhren wir dann in den Sueden, nach Struga (wieder einmal). Dafuer hatten wir uns ein Auto in Skopje geliehen- das war unglaublich praktisch, ganz flexibel jeden Tag irgendwo hinfahren zu koennen. Das haben wir auch ordentlich genutzt. Am ersten Tag haben wir uns Stuga angeschaut, dann ein altes Kloster (Sveti Naum), wo es unter anderem auch natuerliche Quellen zu bestaunen gab. Dann schauten wir uns noch die Altstadt von Ohrid an, mit alten Amphie- Theater, Burg, alten Haeusern in verwinkelten Gassen, alte Kirchen, Feigenbaeume und Strand. Dann fuhren wir noch auf den Pass des sehr hohen Gebirges am Ohridsee (Galicia), von wo aus man einen phaenomenalen Ausblick hatte. Achja, und das im See in Resten bestehende Dorf aus der Bronzezeit, welches man rekostruiert hatte- ebenfalls eindruecklich. Es war teilweise echt unbeschreiblich schoen- und in unserer Pansion im „Enhalon“ war es auch nett und es gab jeden Tag leckeres mazedonisches Essen. Ich habe jetzt endlich wirklich, wirklich schoene Seiten Mazedoniens gesehen, die mir ein ganz anderes Gefuehl fuer dieses Land gegeben haben (...ein Positiveres). 

Strand beim Kloster Sv. Naum
Quellen bei Sv. Naum












alte Kirche in Ohrid
rekonstriertes Bronzezeitalter- Dorf










Szene der Apfelernte in der Region
um den See













Umso deprimierender wieder ins leider nicht so huebsche und versmockte Skopje zurueckzukehren. Zu allem Unglueck verpassten wir auf der Rueckfahrt auch noch die richtige Autobahnausfahrt und mussten uns dann quer durch Skopje schlagen- kein Vergnuegen, bei dem Fahrstil der Leute in Skopje. Mit mir als lebendes Navi und strapazierten Nerven schafften mein Papa und ich es aber, uns nach Hause zu bringen. Erleichtert waren wir vorallem, als wir das Auto dann wieder abgegeben hatten. Montag brachte ich sie dann zum Bus nach Sofia, wo sie wiederrum eine Nacht im Hostel schliefen, um am Dienstag puenktlich nach Berlin fliegen zu koennen. Jetzt haben sie mir erzaehlt, dass ich wohl unbedingt mal Sofia soll- das habe wohl doch ziemlich viel zu bieten.
Spaet abends sind sie dann noch in Leipzig angekommen.


Danach und wie es weiter geht...

Fuer mich war es die ersten Stunden ziemlich hart, wieder alleine zu sein. Ein bisschen hat es sich eben so angefuehlt, als ob das „zu Hause“ kurz zu Besuch war, und dann wieder fuhr. Kurzerhand fing ich an, meine Waende mit allen moeglichen Kram zu bekleben und ein bisschen mehr Farbe reinzubringen. Die Nacht darauf hab ich dann erstmal bei einer befreundeten Freiwilligen, Irina, verbracht. Die wohnt etwas ausserhalb, in einem Dorf bei einer sehr netten Gastfamilie. Da hat sie ihre eigene, echt relativ geraeumige, Wohnung. Es tut ziemlich gut, immer mal Gleichgesinnte zu treffen, die sich mit den selben Problemen rumschlagen. Sie war letzte Woche erst aus Deutschland wiedergekommen, wo sie ihr Arbeitsvisum abgeholt hatte.

Das Arbeitsvisum. Mein Antrag dafuer ist jetzt in der Botschaft in Berlin einegangen und auch angenommen worden- jetzt heisst es abwarten.

Ich hab beschlossen, die naechsten Wochen, bevor ich meins abholen komme in Deutschland, mit schoenen Dingen zu fuellen: so haben Irina und ich beschlossen, am Wochenende in die Stadt Kriva Palanka zu fahren: im dortigen Roma- Viertel bauen ein paar junge Deutsche ein Haus auf, was dann als Jugendzentrum fuer die Kinder dort dienen soll. Ich hatte die meisten von ihnen schon im September in Skopje beim Manu Chao Konzert kennengelernt, nun wollen wir mal zu ihnen und ein bisschen mithelfen- und so weiter.

Bis dahin erstmal,

Ich in meiner Einraumwohnung
















Paula


Sonntag, 13. Oktober 2013

6 Wochen sind vergangen

Seit meinem letzten Bericht bin ich (natürlich) weitergezogen. Zuerst einmal in eine WG mit 2 weiteren Freiwilligen, wobei der Vermieter der Wohnung die NGO „Volunteer Center Skopje“ war. Dort kam ich für 2 weitere Wochen unter und hatte ein gemütliches Zimmer, eine gemeinschaftliches Wohnzimmer und Balkon zur Verfügung. Meine Tage bestanden aus Sprachkurs, im forumZFD sein und ab und zu bei SUMNAL auftauchen- und immer panischer nach einer Dauerlösung zum wohnen suchen. In die WG sollten neue Freiwillige kommen, sodass für mich kein Platz mehr war. An einem Tag war dann irgendwie  alles etwas zuviel:
Das eine Problem für mich war, dass hier die Arbeit mit NGO´s etwas schwierig ist: es dauert einfach alles ewig. Also auch eigene Projekte zu starten und einzubringen. Demzufolge fühlte ich mich z.B. bei SUMNAL schlicht und ergreifend ungebraucht. Dazu kam noch, dass im forumZFD alle etwas im Stress waren, da sich die Veranstaltungen nur so überschlugen und dann auch noch 2 Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsvisum Probleme bekamen (dazu später mehr). Und wie bereits erwähnt, die Angst keine Unterkunft mehr zu haben.
An diesem Punkt reagierten meine Mitarbeiter dann aber zum Glück, und innerhalb eines glücklichen Tages schafften mein Mitarbeiter Igor und ich es, eine Wohnung für mich aufzutreiben. Ich glaube es war wirklich ein Glücksfall: jetzt lebe ich in einer 25m² großen Einraumwohnung, die wirklich in Ordnung ist. Zum Glück hat auch meine Entsendeorganisation, die die Wohnung bezahlt, den Einzug abgesegnet. Seit dem 1. Oktober bin ich nun also hier und bin immer noch erleichtert darüber.

5 Tage Albanien!

Nur kurz nachdem die Wohnung gefunden war, fuhren Julian und ich nach Albanien. Der war nämlich relativ kurzfristig mit dem Bus von München nach Skopje gekommen (die Buslinie heißt übrigens „Gastarbeiter“).

Mit dem Bus fuhren wir Dienstag früh von Skopje nach Tirana, 8 Stunden. In Tirana hatten wir ein Hostelzimmer, 10 Euro pro Person mit Bad. Also das war schon super. Dann haben wir uns den Nachmittag über die Stadt angeschaut, die wirklich schön ist, wenn auch ziemlich chaotisch. Mittwoch früh wollten wir dann den Bus von Tirana nach Himare (Südküste Albaniens) nehmen. Das ist aber echt ein Kunststück in Tirana (s)einen Bus zu finden, da es keine festen Plätze- und Zeiten- gibt. Irgendwie waren wir dann im Bus nach Vlore, da wurde dann hektisch umgestiegen in den Bus nach Himare und nach unglaublich anstrengenden 8-9 Stunden waren wir dann im Bergdörfchen Vuno, wo wir in einer ehemaligen Schule unterkamen. Dort konnte man für wenig Geld in den ehemaligen Klassenräumen schlafen oder Zelten, was wir beide machten. Das Dorf ist unglaublich malerisch, mit alten Steinhäusern, Olivenhainen und Ziegen. Einen Tag und eine Nacht verbrachten wir dann an einem wunderschönen, unberührten Strand, der an einem Canyon lag. Dazu folgender Ausblick:



Am Samstag mussten wir dann auch schon zurück nach Tirana, um dort den Bus nach Skopje zu bekommen, damit wir Sonntag früh wieder in Mazedonien waren. Wir suchten uns also raus wann der entsprechende Bus fuhr.
Vuno

Der war früh aber leider voll, sodass wir nicht mitkonnten. Wir waren natürlich etwas verzweifelt, da es der einzige an diesem Tag war. ´Hitchhiking´, oder `trampen` ist aber eine super Sache und von einem total netten englischen Pärchen wurden wir nur wenig später in ihrem schicken Auto mitgenommen und so angenehm wie es nur sein kann an einem Stück nach Tirana chauffiert. Die Menschen in Albanien, abgesehen von den Busfahrern, sind wirklich unglaublich hilfsbereite und nette Menschen! Ich will auf jeden Fall wieder dorthin, und noch mehr von diesem Land entdecken.
Strand am "Canyon"


Gemeinschaftsküche in der "Skola"

Tirana

Skopje und der Alltag

Zurück in Skopje begingen wir also zu zweit meinen 4. Umzug (innerhalb von 5 Wochen) in Skopje. Das verlief auch alles ganz gut und oft, wenn ich auf Arbeit war oder beim Sprachkurs, ging Julian auf den Basar und in die Supermärkte, um die Wohnung mit einzurichten- ansonsten schaute er sich, oder wir beide zusammen, alle möglichen Museen und anderweitige Plätze in der Stadt an. Was ich besonders super fand war die „Skopje Design Week“ letzte Woche, welche in einer der alten Kawansereien der Altstadt stattfand. Kostenlos und ich Hülle und Fülle konnte man sich da über teils wirklich interessante Design-, Kunstgruppen und Unternehmen auf dem Balkan und anderswo informieren. 


Dann war es auch schon soweit, und er musste zurück nach Deutschland- die Rückfahrt muss der Horror gewesen sein, da auf dieser Tour so ziemlich jeder Staat an seiner Grenze Macht demonstrieren muss, Rucksäcke komplett ausräumen lässt, Zahnpastatuben öffnet als auch Tee konfisziert. Wo wir gerade bei Komplikationen sind: auch meine deutschen Mitarbeiter beim forumZFD haben derzeitig etwas Schwierigkeiten mit ihrem jeweiligen Visa- eine Kollegin musste jetzt kurzerhand erst einmal zurück nach Deutschland, um dort auf die neue Arbeitserlaubnis zu warten. Auch ich, wenn denn mein Antrag von der mazedonischen Botschaft in Berlin angenommen und mein Arbeitsvisum ausgestellt wird, muss dann zum Abholen zurück nach Deutschland. Dass wird und muss in den folgenden Wochen irgendwann passieren- ansonsten werde ich ab Ende Novemeber erst einmal wieder in Deutschland sein.
Es fühlt sich schon irgendwie sehr ungewohnt an, mehr oder weniger abhängig von einem Staat zu sein- dass erlebe ich hier halt zum ersten Mal, ein „Ausländer“ zu sein, insbesondere für die Behörden.
Derweil hat sich bei SUMNAL etwas mehr ergeben, und ich habe diese Woche angefangen, etwas Sprachunterricht in Englisch und Französisch zu geben- obwohl sie alle viel lieber Deutsch lernen möchten. Da die Schule, die die Kinder besuchen, aber kein Deutsch anbietet, belassen wir es erst einmal bei Englisch und Französisch.
Ansonsten hatte ich jetzt noch für 3 Tage Besuch von meiner Koordinatorin von Pax Christi, Anais, die sich meine Situation hat erklären lassen und Gespräche geführt hat mit meinen Einsatzstellen. Gestern ist sie dann per Bus zur nächsten Einsatzstelle weitergereist: zu Moritz, der im Kosovo sein Jahr verbringt. Wie ich erfahren habe hat sie dann dort Probleme bekommen: im Bus von Pristina nach Belgrad hat man sie an der Grenze Kosovo- Serbien nicht einreisen lassen. Grund dafür: da Serbien den Kosovo nicht als offizielle Grenze akzeptiert, ist sie sozusagen „illegal“ ins Land gekommen, was man als Ausländer natürlich nicht darf. Sie hing also erstmal im Kosovo fest.
Nebenbei lasse ich natürlich keine Bekanntschaft aus und bin ziemlich oft mit Leuten von hier unterwegs: Freiwillige aus allen möglichen Länder, Lehrer, Leute von hier… bunt gemixt, und immer wieder nett.



Irina, auch Freiwillige in Skopje, und ich in der Altstadt


Nur leider ist die Möglichkeit, Mazedonisch zu reden nicht sehr oft da. Beziehungsweise unnötig, da sehr viele Deutsche um mich herum sind und englischsprachige Leute natürlich. Nur ab und zu bei SUMNAL bin ich mal darauf angewiesen. Dennoch übe ich schön weiter, damit mir eines Tages beim Bäcker auch auf mazedonisch statt englisch geantwortet wird.
Die letzten 3 Tage war ich jetzt, auch sehr spontan, auf einer Konferenz zu Schulmediation, da das forumZFD in Skopje sich stark darin engagiert. Dafür waren wir in einer schicken Hotelanlage direkt am Ohridsee. An sich war das Thema total interessant und man hat wieder interessante Leute kennengelernt. Zu Glück war auch Britta dabei: die abreitet seit kurzem im forumZFD Büro in Belgrad als Juniorfachkraft. Sie war als Besuch für eine knappe Woche in Skopje und eben auf der Konferenz, so dass wir viel zusammen gemacht haben.
Heute, Sonntag, habe ich seit längerem wieder einen freien Tag an dem ich mal ganz alleine bin. Die folgende Woche arbeite ich ganz normal und von Freitag bis Montag nehme ich an einem Herbstcamp teil, was das forumZFD organisiert. Dienstag (22.10.) kommt dann auch schon meine Familie vorbei und zusammen wollen wir dann ein bisschen Mazedonien erkunden.



Soweit erstmal und Liebe Grüße,
Paula


Dienstag, 10. September 2013

3. Woche

Unterkunft und Sprachkurs

Meine dritte Woche ist angebrochen, und es ist schon nicht ganz einfach.
Seit ungefähr 1 ½ Wochen ist meine Gastfamilie dabei, ihr Haus umzubauen- überraschender Weise im sehr großen Stil. Als ich am Sonntagabend vom Sprachkurs kam, gab es plötzlich kein bad mehr- dessen Mauern wurden abgerissen, und stattdessen wird an der ein neues auf der anderen Seite des Hauses errichtet. Frosina und ich zogen mehr oder weniger kurzfristig erstmal für eine Nacht zu ihrer besten Freundin Anja. Deren Eltern haben neben der eigenen Wohnung noch ein Apartment im Haus, wo wir uns einquartierten. Wieder hatten wir nur einen gemeinsamen Raum, und aufgrund extremer Müdigkeit und Erschöpftheit vom Tag war der Wunsch nach Einzelzimmer diesmal wirklich groß. Nach einer etwas stressigen Nacht reif mich früh meine Chefin Silke an, mit der überraschenden Nachricht, für eine Woche ein Zimmer in einem Hostel für mich zu haben. Und hier bin ich nun. Es heißt „Urban Hostel“, ist Zentrumsnah und wirklich gut für den Preis (wer also mal in Skopje absteigt melde sich bei mir!). Es ist aber natürlich weiterhin etwas unklar, wie lange dieser Zustand so bleibt.
Eigentlich war die Idee, mich mit 2 Schwedinnen, auch Freiwillige unterzubringen- in Lisas und Susses Wohnung ist für mich aber leider kein Platz. Es bleibt spannend.
Außerdem ist mein Sprachkurs angelaufen und über die Wochenenden verfolge ich diesen nun. Valentina, meine Sprachlehrerin, ist eine kleine, total herzliche und zur Zeit wegen ihrer Masterprüfungen etwas gestresste Mazedonierin, die mir mit Englisch und dem ein oder anderen türkisch, französisch, russisch oder deutschen Wort versucht die Normalitäten und Tücken der Sprache nahe zu bringen. Nach 2 Stunden Einzelunterricht bin ich gefühlt jedes Mal noch genauso aufnahmefähig wie ein Stein- gar nicht.

Sumnal

Heute habe ich meinen Sinti und Roma Verein „Sumnal“ besucht, und ich bin total zuversichtlich, dass das eine gute Sache wird. Neben Hausaufgabenbetreuung für Schüler aller Klassen in Englisch und Französisch überlegen wir, ob ich noch Englischstunden extra mache, außerdem ein Kunstangebot für verschiedene Altersstufen und wenn es klappt ein Theaterprojekt, um bis Juni ein Stück für die „Revolutionale“ in Leipzig zu erarbeiten. Außerdem werde ich „Reports“, „Applications“ korrigieren und ähnliche Sachen erledigen.
Das Team wirkt sehr offen und vor allem konstruktiv- mehr kann man sich kaum wünschen. Spontan habe ich dann noch mit ein paar 5. Klässlern ein bisschen Englisch gelernt und, wie kann es anders sein, als sie herausfanden, dass ich aus Deutschland bin wurden die Augen groß und „Wie geht’s dir?!“ mit freudigen Gesichtern in die Runde gerufen. Ich glaube so langsam, Deutschland ist tatsächlich Synonym für ein besseres Leben für so ziemlich jeden, egal welchen Alters. Wie auch immer, die Kinder sind total offen, nett und gelangweilt von Mathe- wie alle Kinder halt.

Skopje Impressionen

Was mich heute ein bisschen Skopje hassen gelehrt hat, ist diese unselige Überfülltheit. Mein Bus war so voll mit Leuten, dass man eng an eng stand, aber nicht genug, an jeder Haltestelle stiegen noch viel mehr ein- das heißt irgendwann hatte man Atemprobleme, Körper und Atem von 5 anderen an sich und Schweißgeruch in der Luft. Und wenn jemand aussteigen will, wird nicht Platz gemacht sondern derjenige boxt sich seinen Weg durch, während der, der am nächsten an der Tür steht zurückschubst. Ich dachte immer die LVB um 16 Uhr nach der Schule ist nervend- weit gefehlt. Außerdem dauert jede Fahrt mindestens 45 Minuten, da die Busverbindungen echt nicht optimal sind. Wie sehne ich mich nach der Möglichkeit, ganz normal alles mit Fahrrad zu erreichen. Und Buspläne und Liniennetze. Ein Segen.
In den nächsten Tagen ist geplant, ein bisschen kulturelles Leben abzugreifen- morgen schon mal das Bierfest auf der „Kale“ mit meiner Gastschwester und den Schwedinnen, und Übermorgen ein Stadtteilfest im albanischen Teil mit einer Arbeitskollegin vom forumZFD.
Viel Text und wenig Bilder diesmal, aber ich wird mal wieder öfter meine Kamera einpacken-


аиде чао
Paula 
Ich in meinem Hostelzimmer- mit W-LAN!

Freitag, 6. September 2013

2. Woche

Weit, weit weg von Skopje...

Potmotschane
Am Sonntag war es soweit, und nach dem üblichen Kaffee in der Stadt ging es mit dem Bus von Skopje nach Potmotschane, einem Dorf am Prespasee, ganz im Süden von Mazedonien. Die Vertikale Durchquerung des Landes in 4 Stunden (und das wohl bemerkt nur wegen teils sehr langsamer Geschwindigkeit und Zwischenstopps des Fernbusses!) bestätigte meine bisherige Vermutung: das ganze Land besteht aus Bergen mit dichten, urwaldartigen Berghängen und natürlich den Tälern, in welchen sich die ein oder andere Stadt befindet. Gegen 23 Uhr kamen wir in der nächstgelegen Kleinstadt Resen an, von wo aus wir (es ist unvermeidlich) mit Taxi ins Dorf fuhren. Im Haus, was meiner Gastfamilie gehört, war auch noch Frosinas eigentlich in Deutschland lebender Großonkel- oder auch „Opa“- zugegen, der das Haus etwas renoviert- zum Beispiel eine Toilette einbaut, die die „Freilufttoilette“ ersetzen soll.
Ich konnte einige der Dorfjugend kennenlernen, und zusammen gingen wir an den Prespasee, fuhren Tretboot und aßen Pommes- wohl bemerkt an einem normalen Montag, dem Schulstart. Erst aber in der 2. Woche nach dem Schulbeginn hat sich so wirklich jeder Schüler dann dorthin begeben. Auf dem Weg zum See lernte ich die Vielfältigkeit der Fauna in der Region kennen: ich sah einen Salamander, eine Wasserschlange, eine Landschildkröte, einen Igel und einen Fuchs- leider alle tot am Straßenrand. Faszinierend war es trotzdem.

Frose, Dragana, Dajana und Oliver am See

Landwirtschaft und Tierhaltung ist in Mazedonien ein großes Ding, wo immer es geografisch möglich ist, sieht man weite Felder. Und unter anderem auch unzählige Tabakfelder- zurzeit werden die Blätter geerntet und in den Gärten oder am Straßenrand an Leinen hängend getrocknet. Ebenso die Paprikas. In Potmotschane ist der Apfelanbau vordergründig, und für den Oktober wurde ich schon herzlich zur Ernte eingeladen.
Was mich, wieder einmal, am meisten irritierte ist der „Arm und Reich“ Kontrast : im Dorf gibt es Arbeitslosigkeit und die Häuser sind dementsprechend nicht sehr komfortabel- im Gegensatz zu den ebenfalls im Dorf zu Hauf stehenden Sommerresidenzen der ausgewanderten Mazedonier und Albaner, die sich mit einem Haufen Geld die schicksten Villen in ihre Heimatdörfer setzen.

Scheune in Potmotschane
Villa im Nachbardorf,
mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach
Struga
Vom Dorf über Resen und Ohrid fuhr ich mit dem Taxi am Dienstag Nachmittag nach Struga- der 2. größten Stadt am wunderschönen Ohridsee. Diese Taxifahrt war für mich ein sehr eindrückliches Erlebnis: in einer Art Mitfahrgelegenheit saß ich mit drei weiteren Männern, und einem kleinen Mädchen auf dem Schoß des einen,  wobei der Taxifahrer sich, natürlich, an keinerlei Geschwindigkeitsbegrenzung oder Überholverbot hielt. Das ein oder andere Mal während der Stunde in diesem Auto hatte ich das Gefühl, dem Tod sehr genau in die Augen sehen zu können.
Struga ist eine Touristenstadt, dafür aber sehr, sehr preiswert. Der Strand ist etwas steinig aber sehr schön und das Wasser des Sees, und des dazugehörigen Flusses Drim, ist unglaublich sauber.

Im Zentrum Strugas mit Blick auf den Fluss "Drim"

Hier lernte ich meine Vorfreiwillige, Laura, kennen. Diese hat über das letzte Jahr auch in einem forumZFD Büro gearbeitet, wie auch in einem Jugendclub für Mazedonier und Albaner. Auch in Struga gab es schon heftige Ausschreitungen zwischen beiden Ethnien, und derzeit ist es in einem Nachbardorf am eskalieren, weil die christliche Minderheit im mehrheitlich muslimischen Dorf eine Kirche bauen will- mitten ins muslimische Viertel.
Heute begibt sie sich auf die Heimreise nach Deutschland, konnte mir aber noch die Stadt zeigen.
Nach der Abschiedsveranstaltung, da jenes Büro geschlossen wird, ging es per Auto zurück nach Skopje.

Zurück in Skopje

Hier verbrachte ich jetzt noch Zeit mit Laura, welche mir die (albanische) Altstadt noch etwas mehr gezeigt hat, wie auch die Mustafa-Pascha-Moschee und die alte Festung „Kale“. Auch den Berg Vodno mit seinem 76 m hohen Kreuz, der nicht weit entfernt von meiner Gastfamilie ist, habe ich schon erklommen. Es bleibt nicht mehr viel zu erkunden in Skopje, dann bin ich wirklich wirklich angekommen.

Auf der Festung "Kale"
Zusammen mit Luka in einer Gondel
 der Seilbahn hoch auf den Vodno
Meinen Sprachkurs habe ich heute auch endlich angefangen, und hoffe nun schnell die Sprache zu erlernen, und nebenbei auch schon mal ein bisschen meine Arbeit beginnen kann.




Freitag, 30. August 2013

Werbung für das Herbstcamp von "Schüler Helfen Leben" in Mazedonien

Wer vom 3.-13.10. Lust und Zeit hat Mazedonien zu erkunden (Skopje und Ohrid), der melde sich bis zum 9.9. an! Kostenpunkt 275 € (plus etwas Geld für Selbstversorgung)
...und ganz nebenbei könnt ihr dann auch mich in Skopje treffen! :)

Hier könnt ihr mehr erfahren:
http://www.schueler-helfen-leben.de/de/home/verein/aktive/camps/2013_herbstcamp.html




Ankunft in Skopje/ 1. Woche

Ankunft

Nachdem ich am 28.8. um 18:50 in den Flieger nach Skopje stieg, kam ich ca. 23:00 in Skopjes schicken neuem „Alexander der Große“ Flughafen an. Abgeholt wurde ich von meiner Chefin Silke Maier-Witt und meiner Gastmutter Suse und Ihrer Tochter Frosina (17 Jahre alt).
Zusammen fuhren wir zu ihrem Häuschen, unweit des Stadtzentrums im Viertel „Kosle“.

Das relativ kleine aber schöne Haus hat hinten einen Garten mit ein paar Obstbäumen, Tomaten und Weintrauben und befindet sich in einem (für mich) Wirrwarr von kleinen Gässchen mit ähnlichen Häusern.


Sprachbarriere?

Sowohl Frosina, viele von Frosinas Freunden als auch Froses Bruder, der zwar in Hannover studiert aber bis zum Ende der Semesterferien wieder in Skopje ist, sprechen sehr gut Deutsch. Sie alle sind oder waren in einer der sogenannten „Deutschklassen“ in den mazedonischen Gymnasien und oder haben familiäre oder anderweitige Verbindungen nach Deutschland.
Generell kann eigentlich jeder in Mazedonien, egal welcher ethnischen Gruppe angehörig, „Auf Wiedersehen“ oder „Bitteschön“ sagen. Und willkommen ist man als Deutsche/r und Tourist sowieso.

Momentane Tätigkeit

Eigentlich war angedacht, dass ich die ersten 3 Wochen meines Aufenthalts einen Intensivkurs in Mazedonisch erhalte- durch meine verschobene Ankunft ist das aber schwierig und so habe ich bis jetzt erstmal sehr, sehr viel Freizeit und eigne mir die Sprache ein wenig auf eigene Faust an. Glücklicherweise hat Frose noch  Sommerferien ( diese dauernin insgesamt 3 Monate), sodass sie sich wunderbar um meine Freizeitgestaltung und meinen Spracherwerb kümmern kann.
Mein Tag besteht in der Regel aus lange schlafen, Frühstück, irgendwo draußen Kaffee trinken gehen, im Center rumlaufen, zu Hause leckeres mazedonisches Essen bekommen und abends wieder raus gehen und z.B. mit Froses Freunden etwas trinken gehen. Ganz normales Ferienleben also.

Frose und ich einem Café








Skopje

Immer wieder werde ich gefragt, was mein Eindruck von Skopje ist. Da ich von der Stadt aber noch längst nicht alles gesehen habe was mir als wichtig erscheint, kann ich noch kein Urteil machen. Bis jetzt aber bin ich etwas zwiegespalten: auf der einen Seite ist es eine sehr lebendige, im innersten Zentrum extrem schicke bis protzige Stadt, mit neuesten Shopping-Malls und ausgestattet mit einer, meiner Meinung nach, sehr sehenswerten Altstadt. Auf der anderen Seite hat man in den Wohnvierteln, die auch durchaus im Zentrum liegen, unzählige Hochhäuser, fast alle von außen etwas runtergekommen, nicht immer unbedingt gute Straßen, hier und da auch mal Müll und Bettler. Das wäre glaube ich gar nicht so schlimm, wäre da nicht dieser extreme Kontrast zwischen diesen beiden Gesichtern. Bisher habe ich (wenn auch teilweise nur Flüchtig) hauptsächlich Mazedonier, aber auch Albaner, Türken und Sinti und Roma kennengelernt. Die gegenseitige Aversion, beziehungsweise Vorsicht habe ich auch schon bemerkt- aber auch diesbezüglich kann ich derzeit nicht urteilen.


Größstes Studentenwohnheim Skopjes
Hauptplatz im Zentrum








Arbeit bzw. Einsatzstellen

 Meine beiden Einsatzstellen habe ich auch schon kennengelernt. Im Büro des forumZFD (im Zentrum) werde ich wohl erst in einiger Zeit wirklich arbeiten, und im Sinti und Roma Verein „Sumnal“ im Stadtteil „Topaana“ fange ich am 10.9. an.
Was ich aber genau arbeiten werde, ist eher noch unklar.

Aussichten

Am Sonntag (1.9.) fahre ich mit meiner Gastfamilie in ihr in der Nähe des  „Prospasee“ gelegenes Haus. Dieser ist der zweitgrößte See Mazedoniens und verspricht Erholung und Flucht vor dem Großstadtleben hier in Skopje. Anschließend werde ich in die Stadt „Struga“ am „Ohridsee“ weiterfahren, in welchem sich ein Ableger des forumZFD befindet. Leider ist der Anlass des Besuches aber dessen Schließung.
Zurückkehren nach Skopje werde ich am kommenden Donnerstag (5.9.).



Dienstag, 13. August 2013

Vorbereitungsseminar

Vorbereitungsseminar 28.7.- 10.8.


Das von meiner Entsendeorganisation Pax Christi organisierte, finanzierte und durchgeführte Vorbereitungsseminar, welches für alle 22 Freiwillige verpflichtend stattfand, wurde zunächst in Berterath vollzogen. Entsendet werden 4 Friedensdienstler nach Südamerika, 6 nach Polen und der Rest nach Bosnien- Herzogowina, Ukraine, Kosovo, Mazedonien (das bin  ich), bzw. Deutschland (Camilla aus Polen und Sofija aus Bosnien-Herzogowina).

Die 1. Woche, die sich um das "Interkulturelle Training" drehte, fand in diesem Selbstversorgerhäuschen, ohne Internet oder ernsthaften Netzempfang, statt:

http://www.berterath-herberge.de/

Etwas Klassenfahrt mäßig verbrachten wir hier 7 Tage, die gefüllt waren mit Übungen zu "Kommunikation" und ähnlichen Dingen, Orga-Blocks, Essen bereiten und abwaschen, Abends zusammen sitzen oder verzweifelt auf einem Mäuerchen stehend, mit Blick auf die Nachbarskühe, deutsches Netz haschen.

Die 2. Woche verbrachten wir in einem anderen Haus, ähnlichen Charakters, diesmal in der Stadt Eupen- welche uns nach dem doch sehr sehr überschaubaren Berterath metropolenartig erschien. Es gab mehr als eine Straße, sogar Busbahnhof und Pommes-Stände!
Hier vollzog sich das "länderspezifische Training", wobei Mazedonien als Balkanland zusammen Seminare hatte mit den Freiwilligen aus dem Kosovo und Bosnien- Herzogowina.
Aber dazu kam ich gar nicht- bereits in der 1. Woche wurde ich krank. Am Dienstag, dem 6.8., ging ich zum Arzt, der stellte Pfeiffersches Drüsenfieber fest, und noch am selben Tag fuhr ich mit der DB nach Hause.
Wobei auch das eine kleine Odyssee war, nach gefühlten 24 Stunden Fahrt saß ich in Köthen, bei Halle, fest (Stromausfall durch Gewitter) und meine Erziehungsberechtigten holten mich schließlich selbstlos von dort ab.

Inzwischen wurde mein Flug für den 12.8. Berlin- Skopje storniert, 2 Wochen schonzeit liegen vor mir.
Neues Abschiedsdatum ist nun der 26.8.! (Schulbeginn in Sachsen)

In freudiger Erwartung verbringe ich nun sehr viel Zeit in meinem Zimmer und liebäugel schonmal mit der kyrillischen Schrift.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Allgemeines

WAS?

Nachdem ich diesen Sommer ´13 mein Abitur hinter mich gebracht habe, werde ich nun ein Jahr nach Skopje, Mazedonien gehen (2.7.´13- ca. 21.9.´14).

Dort absolviere ich einen Freiwilligendienst, bzw. Friedensdienst. Meine Einsatzort sind:

In diesem von jungen Sinti und Roma selbst ins Leben gerufenen Verein, werde ich ca. 2-3 Mal die Woche aktiv sein. Das kann sein: Sprachen unterrichten, Theaterkurs anbieten,..


Das "Forumzfd" hat zum Ziel, interkulturelle Spannungen (zwischen in Mazedonien lebenden Mazedoniern, Albanern, Sinti und Roma, Griechen,...) durch Begegnung abzubauen. Es werden also Workshops und Aktionen initiiert und veranstaltet, die dieses Ziel haben. Dabei werde ich die meiste Zeit in der Woche helfen.