Donnerstag, 31. Oktober 2013

2 Monate

Jetzt ist es soweit, ich bin wirklich schon gute 2 Monate hier.

Herbstcamp  des forumZFD für Jugendliche aus Mazedonien

Erstmal habe ich am Herbstcamp vom forumZFD teilgenommen: das war in Stuga, in der Pension eines Mitarbeiters. Das waren ungefaehr 20 Jugendliche: Mazedonier/-innen, Albaner/-innen und sogar zwei tuerkische Maedchen waren dabei. Fuer viele war es das erste mal, eine ganze Woche so eng und intensiv mit der jeweils anderen Ethnie zusammenzuarbeiten. Und hingegen aller Befuerchtungen ging das total gut: es gab keinen Streit, schon gar keine Schlaegereien sondern stattdessen waren alle im Gesrpaech miteinander, hoerten sich aufmerksam zu, es wurde geduldig uebersetzt (obwohl alle Albaner/-innen fliessend Mazedonisch konnten) und generell wurde respektvoll miteinander umgegangen. Unter anderem machte ich in den 3 Tagen, an denen ich mit dort war, einen Vortrag ueber das Thema: „Wie deutsche Jugendliche auf den 2. Weltkrieg blicken“, wobei ich ihnen, natuerlich etwas subjektiv, berichtete wie die Meinungsbilder so aussehen. Fanden sie alle total interessant und vorallem beim Thema Holocaust und Konzentrationslager (am Beispiel Buchenwald, was ich in der 9. Klasse besucht hatte), waren sie interessiert und bis dahin leider noch etwas unwissend. Um so wichtiger auch unser Besuch in einem albanischen Dorf, in der Naehe von Struga, wo die deutsche Wehrmacht 1944 ein grausames Massaker begang. Nicht nur fuer mich, aus der „Taeternation“, sondern auch fuer die Jugendlichen vor Ort war das neu und ergreifend, von dem Enkel eines Getoeteten von dem Vorfall zu hoeren. Wohlbemerkt sind meine Mitarbeiter die ersten jemals, die als Deutsche in dieses Dorf gekommen sind und Blumen am Mahnmal niedergelegt haben. Aufklaerung und Entschuldigung gab es fuer die Dorfbewohner nie- weder von  (staatlicher) deutscher, noch von mazedonischer Seite.
Gruppenuebung, vorne rechts ich und Silke


Sprachkurs in Skopje

Zurueck in Skopje arbeitete ich weiter, unter anderem wieder bei SUMNAL: es stellte sich heraus, dass Franzoesisch beibringen noch viel schwieriger war als Englisch. Die 5 sehr, sehr lebendigen Jungs vor mir bettelten mich pausenlos an, doch lieber Englisch zu machen- ausserdem war in SUMNAL, was eben nur aus einem Raum besteht, Putztag, und es wuselte lautstark um uns herum. Als dann noch draussen auf der Strasse lautstark eine Hochzeitszeremonie vorbeizog, war es bei ihnen ganz aus mit der Konzentration. Ich habe beschlossen, mir beim Sprachkurs irgendetwas einfallen zu lassen, damit es den Kindern mehr Spass macht und vielleicht dochmal das ein oder andere Wort haengen bleibt...


Familienbesuch...!

Letzten Dienstag (22.10.) kam dann meine Familie zu Besuch. Was mich ehrlich gefreut hat. Ziemlich beengt und etwas chaotisch haben wir dann 2 Tage in meiner Einraumwohnung geschlafen und uns einen Tag lang ganz ausfuehrlich Skopje angeschaut. Abends gings natuerlich traditionell essen.

Donnerstag bis Sonntag fuhren wir dann in den Sueden, nach Struga (wieder einmal). Dafuer hatten wir uns ein Auto in Skopje geliehen- das war unglaublich praktisch, ganz flexibel jeden Tag irgendwo hinfahren zu koennen. Das haben wir auch ordentlich genutzt. Am ersten Tag haben wir uns Stuga angeschaut, dann ein altes Kloster (Sveti Naum), wo es unter anderem auch natuerliche Quellen zu bestaunen gab. Dann schauten wir uns noch die Altstadt von Ohrid an, mit alten Amphie- Theater, Burg, alten Haeusern in verwinkelten Gassen, alte Kirchen, Feigenbaeume und Strand. Dann fuhren wir noch auf den Pass des sehr hohen Gebirges am Ohridsee (Galicia), von wo aus man einen phaenomenalen Ausblick hatte. Achja, und das im See in Resten bestehende Dorf aus der Bronzezeit, welches man rekostruiert hatte- ebenfalls eindruecklich. Es war teilweise echt unbeschreiblich schoen- und in unserer Pansion im „Enhalon“ war es auch nett und es gab jeden Tag leckeres mazedonisches Essen. Ich habe jetzt endlich wirklich, wirklich schoene Seiten Mazedoniens gesehen, die mir ein ganz anderes Gefuehl fuer dieses Land gegeben haben (...ein Positiveres). 

Strand beim Kloster Sv. Naum
Quellen bei Sv. Naum












alte Kirche in Ohrid
rekonstriertes Bronzezeitalter- Dorf










Szene der Apfelernte in der Region
um den See













Umso deprimierender wieder ins leider nicht so huebsche und versmockte Skopje zurueckzukehren. Zu allem Unglueck verpassten wir auf der Rueckfahrt auch noch die richtige Autobahnausfahrt und mussten uns dann quer durch Skopje schlagen- kein Vergnuegen, bei dem Fahrstil der Leute in Skopje. Mit mir als lebendes Navi und strapazierten Nerven schafften mein Papa und ich es aber, uns nach Hause zu bringen. Erleichtert waren wir vorallem, als wir das Auto dann wieder abgegeben hatten. Montag brachte ich sie dann zum Bus nach Sofia, wo sie wiederrum eine Nacht im Hostel schliefen, um am Dienstag puenktlich nach Berlin fliegen zu koennen. Jetzt haben sie mir erzaehlt, dass ich wohl unbedingt mal Sofia soll- das habe wohl doch ziemlich viel zu bieten.
Spaet abends sind sie dann noch in Leipzig angekommen.


Danach und wie es weiter geht...

Fuer mich war es die ersten Stunden ziemlich hart, wieder alleine zu sein. Ein bisschen hat es sich eben so angefuehlt, als ob das „zu Hause“ kurz zu Besuch war, und dann wieder fuhr. Kurzerhand fing ich an, meine Waende mit allen moeglichen Kram zu bekleben und ein bisschen mehr Farbe reinzubringen. Die Nacht darauf hab ich dann erstmal bei einer befreundeten Freiwilligen, Irina, verbracht. Die wohnt etwas ausserhalb, in einem Dorf bei einer sehr netten Gastfamilie. Da hat sie ihre eigene, echt relativ geraeumige, Wohnung. Es tut ziemlich gut, immer mal Gleichgesinnte zu treffen, die sich mit den selben Problemen rumschlagen. Sie war letzte Woche erst aus Deutschland wiedergekommen, wo sie ihr Arbeitsvisum abgeholt hatte.

Das Arbeitsvisum. Mein Antrag dafuer ist jetzt in der Botschaft in Berlin einegangen und auch angenommen worden- jetzt heisst es abwarten.

Ich hab beschlossen, die naechsten Wochen, bevor ich meins abholen komme in Deutschland, mit schoenen Dingen zu fuellen: so haben Irina und ich beschlossen, am Wochenende in die Stadt Kriva Palanka zu fahren: im dortigen Roma- Viertel bauen ein paar junge Deutsche ein Haus auf, was dann als Jugendzentrum fuer die Kinder dort dienen soll. Ich hatte die meisten von ihnen schon im September in Skopje beim Manu Chao Konzert kennengelernt, nun wollen wir mal zu ihnen und ein bisschen mithelfen- und so weiter.

Bis dahin erstmal,

Ich in meiner Einraumwohnung
















Paula


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