Jetzt ist es soweit, ich
bin wirklich schon gute 2 Monate hier.
Herbstcamp des forumZFD für Jugendliche aus Mazedonien
Erstmal habe ich am
Herbstcamp vom forumZFD teilgenommen: das war in Stuga, in der Pension eines
Mitarbeiters. Das waren ungefaehr 20 Jugendliche: Mazedonier/-innen,
Albaner/-innen und sogar zwei tuerkische Maedchen waren dabei. Fuer viele war
es das erste mal, eine ganze Woche so eng und intensiv mit der jeweils anderen
Ethnie zusammenzuarbeiten. Und hingegen aller Befuerchtungen ging das total
gut: es gab keinen Streit, schon gar keine Schlaegereien sondern stattdessen
waren alle im Gesrpaech miteinander, hoerten sich aufmerksam zu, es wurde
geduldig uebersetzt (obwohl alle Albaner/-innen fliessend Mazedonisch konnten)
und generell wurde respektvoll miteinander umgegangen. Unter anderem machte ich
in den 3 Tagen, an denen ich mit dort war, einen Vortrag ueber das Thema: „Wie
deutsche Jugendliche auf den 2. Weltkrieg blicken“, wobei ich ihnen, natuerlich
etwas subjektiv, berichtete wie die Meinungsbilder so aussehen. Fanden sie alle
total interessant und vorallem beim Thema Holocaust und Konzentrationslager (am
Beispiel Buchenwald, was ich in der 9. Klasse besucht hatte), waren sie
interessiert und bis dahin leider noch etwas unwissend. Um so wichtiger auch
unser Besuch in einem albanischen Dorf, in der Naehe von Struga, wo die
deutsche Wehrmacht 1944 ein grausames Massaker begang. Nicht nur fuer mich, aus
der „Taeternation“, sondern auch fuer die Jugendlichen vor Ort war das neu und
ergreifend, von dem Enkel eines Getoeteten von dem Vorfall zu hoeren.
Wohlbemerkt sind meine Mitarbeiter die ersten jemals, die als Deutsche in
dieses Dorf gekommen sind und Blumen am Mahnmal niedergelegt haben. Aufklaerung
und Entschuldigung gab es fuer die Dorfbewohner nie- weder von (staatlicher) deutscher, noch von mazedonischer Seite.
Gruppenuebung, vorne rechts ich und Silke |
Sprachkurs in Skopje
Zurueck in Skopje
arbeitete ich weiter, unter anderem wieder bei SUMNAL: es stellte sich heraus,
dass Franzoesisch beibringen noch viel schwieriger war als Englisch. Die 5 sehr, sehr lebendigen Jungs vor mir bettelten mich pausenlos an, doch lieber Englisch
zu machen- ausserdem war in SUMNAL, was eben nur aus einem Raum besteht, Putztag, und es wuselte lautstark um uns herum. Als dann noch draussen auf der Strasse lautstark eine
Hochzeitszeremonie vorbeizog, war es bei ihnen ganz aus mit der Konzentration.
Ich habe beschlossen, mir beim Sprachkurs irgendetwas einfallen zu lassen,
damit es den Kindern mehr Spass macht und vielleicht dochmal das ein oder
andere Wort haengen bleibt...
Familienbesuch...!
Letzten Dienstag (22.10.)
kam dann meine Familie zu Besuch. Was mich ehrlich gefreut hat. Ziemlich beengt und
etwas chaotisch haben wir dann 2 Tage in meiner Einraumwohnung geschlafen und
uns einen Tag lang ganz ausfuehrlich Skopje angeschaut. Abends gings natuerlich
traditionell essen.
Donnerstag bis Sonntag
fuhren wir dann in den Sueden, nach Struga (wieder einmal). Dafuer hatten wir
uns ein Auto in Skopje geliehen- das war unglaublich praktisch, ganz flexibel
jeden Tag irgendwo hinfahren zu koennen. Das haben wir auch ordentlich
genutzt. Am ersten Tag haben wir uns Stuga angeschaut, dann ein altes Kloster
(Sveti Naum), wo es unter anderem auch natuerliche Quellen zu bestaunen gab.
Dann schauten wir uns noch die Altstadt von Ohrid an, mit alten Amphie- Theater,
Burg, alten Haeusern in verwinkelten Gassen, alte Kirchen, Feigenbaeume und
Strand. Dann fuhren wir noch auf den Pass des sehr hohen Gebirges am Ohridsee
(Galicia), von wo aus man einen phaenomenalen Ausblick hatte. Achja, und das im
See in Resten bestehende Dorf aus der Bronzezeit, welches man rekostruiert
hatte- ebenfalls eindruecklich. Es war teilweise echt unbeschreiblich schoen-
und in unserer Pansion im „Enhalon“ war es auch nett und es gab
jeden Tag leckeres mazedonisches Essen. Ich habe jetzt endlich wirklich,
wirklich schoene Seiten Mazedoniens gesehen, die mir ein ganz anderes Gefuehl
fuer dieses Land gegeben haben (...ein Positiveres).
Strand beim Kloster Sv. Naum |
Quellen bei Sv. Naum |
alte Kirche in Ohrid |
rekonstriertes Bronzezeitalter- Dorf |
Szene der Apfelernte in der Region um den See |
Umso deprimierender wieder
ins leider nicht so huebsche und versmockte Skopje zurueckzukehren. Zu allem
Unglueck verpassten wir auf der Rueckfahrt auch noch die richtige
Autobahnausfahrt und mussten uns dann quer durch Skopje schlagen- kein
Vergnuegen, bei dem Fahrstil der Leute in Skopje. Mit mir als lebendes Navi und strapazierten Nerven schafften mein Papa und ich es aber, uns nach Hause zu bringen.
Erleichtert waren wir vorallem, als wir das Auto dann wieder abgegeben hatten.
Montag brachte ich sie dann zum Bus nach Sofia, wo sie wiederrum eine Nacht im Hostel
schliefen, um am Dienstag puenktlich nach Berlin fliegen zu koennen. Jetzt haben sie mir erzaehlt, dass ich wohl unbedingt mal Sofia soll- das habe wohl doch ziemlich viel zu bieten.
Spaet
abends sind sie dann noch in Leipzig angekommen.
Danach und wie es weiter geht...
Fuer mich war es die
ersten Stunden ziemlich hart, wieder alleine zu sein. Ein bisschen hat es sich
eben so angefuehlt, als ob das „zu Hause“ kurz zu Besuch war, und dann wieder
fuhr. Kurzerhand fing ich an, meine Waende mit allen moeglichen Kram zu
bekleben und ein bisschen mehr Farbe reinzubringen. Die Nacht darauf hab ich
dann erstmal bei einer befreundeten Freiwilligen, Irina, verbracht. Die wohnt
etwas ausserhalb, in einem Dorf bei einer sehr netten Gastfamilie. Da hat sie
ihre eigene, echt relativ geraeumige, Wohnung. Es tut ziemlich gut, immer mal
Gleichgesinnte zu treffen, die sich mit den selben Problemen rumschlagen. Sie
war letzte Woche erst aus Deutschland wiedergekommen, wo sie ihr Arbeitsvisum
abgeholt hatte.
Das Arbeitsvisum. Mein
Antrag dafuer ist jetzt in der Botschaft in Berlin einegangen und auch
angenommen worden- jetzt heisst es abwarten.
Ich hab beschlossen, die
naechsten Wochen, bevor ich meins abholen komme in Deutschland, mit schoenen
Dingen zu fuellen: so haben Irina und ich beschlossen, am Wochenende in die
Stadt Kriva Palanka zu fahren: im dortigen Roma- Viertel bauen ein paar junge
Deutsche ein Haus auf, was dann als Jugendzentrum fuer die Kinder dort dienen
soll. Ich hatte die meisten von ihnen schon im September in Skopje beim Manu
Chao Konzert kennengelernt, nun wollen wir mal zu ihnen und ein bisschen
mithelfen- und so weiter.
Bis dahin erstmal,
Ich in meiner Einraumwohnung |
Paula