Sonntag, 13. Oktober 2013

6 Wochen sind vergangen

Seit meinem letzten Bericht bin ich (natürlich) weitergezogen. Zuerst einmal in eine WG mit 2 weiteren Freiwilligen, wobei der Vermieter der Wohnung die NGO „Volunteer Center Skopje“ war. Dort kam ich für 2 weitere Wochen unter und hatte ein gemütliches Zimmer, eine gemeinschaftliches Wohnzimmer und Balkon zur Verfügung. Meine Tage bestanden aus Sprachkurs, im forumZFD sein und ab und zu bei SUMNAL auftauchen- und immer panischer nach einer Dauerlösung zum wohnen suchen. In die WG sollten neue Freiwillige kommen, sodass für mich kein Platz mehr war. An einem Tag war dann irgendwie  alles etwas zuviel:
Das eine Problem für mich war, dass hier die Arbeit mit NGO´s etwas schwierig ist: es dauert einfach alles ewig. Also auch eigene Projekte zu starten und einzubringen. Demzufolge fühlte ich mich z.B. bei SUMNAL schlicht und ergreifend ungebraucht. Dazu kam noch, dass im forumZFD alle etwas im Stress waren, da sich die Veranstaltungen nur so überschlugen und dann auch noch 2 Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsvisum Probleme bekamen (dazu später mehr). Und wie bereits erwähnt, die Angst keine Unterkunft mehr zu haben.
An diesem Punkt reagierten meine Mitarbeiter dann aber zum Glück, und innerhalb eines glücklichen Tages schafften mein Mitarbeiter Igor und ich es, eine Wohnung für mich aufzutreiben. Ich glaube es war wirklich ein Glücksfall: jetzt lebe ich in einer 25m² großen Einraumwohnung, die wirklich in Ordnung ist. Zum Glück hat auch meine Entsendeorganisation, die die Wohnung bezahlt, den Einzug abgesegnet. Seit dem 1. Oktober bin ich nun also hier und bin immer noch erleichtert darüber.

5 Tage Albanien!

Nur kurz nachdem die Wohnung gefunden war, fuhren Julian und ich nach Albanien. Der war nämlich relativ kurzfristig mit dem Bus von München nach Skopje gekommen (die Buslinie heißt übrigens „Gastarbeiter“).

Mit dem Bus fuhren wir Dienstag früh von Skopje nach Tirana, 8 Stunden. In Tirana hatten wir ein Hostelzimmer, 10 Euro pro Person mit Bad. Also das war schon super. Dann haben wir uns den Nachmittag über die Stadt angeschaut, die wirklich schön ist, wenn auch ziemlich chaotisch. Mittwoch früh wollten wir dann den Bus von Tirana nach Himare (Südküste Albaniens) nehmen. Das ist aber echt ein Kunststück in Tirana (s)einen Bus zu finden, da es keine festen Plätze- und Zeiten- gibt. Irgendwie waren wir dann im Bus nach Vlore, da wurde dann hektisch umgestiegen in den Bus nach Himare und nach unglaublich anstrengenden 8-9 Stunden waren wir dann im Bergdörfchen Vuno, wo wir in einer ehemaligen Schule unterkamen. Dort konnte man für wenig Geld in den ehemaligen Klassenräumen schlafen oder Zelten, was wir beide machten. Das Dorf ist unglaublich malerisch, mit alten Steinhäusern, Olivenhainen und Ziegen. Einen Tag und eine Nacht verbrachten wir dann an einem wunderschönen, unberührten Strand, der an einem Canyon lag. Dazu folgender Ausblick:



Am Samstag mussten wir dann auch schon zurück nach Tirana, um dort den Bus nach Skopje zu bekommen, damit wir Sonntag früh wieder in Mazedonien waren. Wir suchten uns also raus wann der entsprechende Bus fuhr.
Vuno

Der war früh aber leider voll, sodass wir nicht mitkonnten. Wir waren natürlich etwas verzweifelt, da es der einzige an diesem Tag war. ´Hitchhiking´, oder `trampen` ist aber eine super Sache und von einem total netten englischen Pärchen wurden wir nur wenig später in ihrem schicken Auto mitgenommen und so angenehm wie es nur sein kann an einem Stück nach Tirana chauffiert. Die Menschen in Albanien, abgesehen von den Busfahrern, sind wirklich unglaublich hilfsbereite und nette Menschen! Ich will auf jeden Fall wieder dorthin, und noch mehr von diesem Land entdecken.
Strand am "Canyon"


Gemeinschaftsküche in der "Skola"

Tirana

Skopje und der Alltag

Zurück in Skopje begingen wir also zu zweit meinen 4. Umzug (innerhalb von 5 Wochen) in Skopje. Das verlief auch alles ganz gut und oft, wenn ich auf Arbeit war oder beim Sprachkurs, ging Julian auf den Basar und in die Supermärkte, um die Wohnung mit einzurichten- ansonsten schaute er sich, oder wir beide zusammen, alle möglichen Museen und anderweitige Plätze in der Stadt an. Was ich besonders super fand war die „Skopje Design Week“ letzte Woche, welche in einer der alten Kawansereien der Altstadt stattfand. Kostenlos und ich Hülle und Fülle konnte man sich da über teils wirklich interessante Design-, Kunstgruppen und Unternehmen auf dem Balkan und anderswo informieren. 


Dann war es auch schon soweit, und er musste zurück nach Deutschland- die Rückfahrt muss der Horror gewesen sein, da auf dieser Tour so ziemlich jeder Staat an seiner Grenze Macht demonstrieren muss, Rucksäcke komplett ausräumen lässt, Zahnpastatuben öffnet als auch Tee konfisziert. Wo wir gerade bei Komplikationen sind: auch meine deutschen Mitarbeiter beim forumZFD haben derzeitig etwas Schwierigkeiten mit ihrem jeweiligen Visa- eine Kollegin musste jetzt kurzerhand erst einmal zurück nach Deutschland, um dort auf die neue Arbeitserlaubnis zu warten. Auch ich, wenn denn mein Antrag von der mazedonischen Botschaft in Berlin angenommen und mein Arbeitsvisum ausgestellt wird, muss dann zum Abholen zurück nach Deutschland. Dass wird und muss in den folgenden Wochen irgendwann passieren- ansonsten werde ich ab Ende Novemeber erst einmal wieder in Deutschland sein.
Es fühlt sich schon irgendwie sehr ungewohnt an, mehr oder weniger abhängig von einem Staat zu sein- dass erlebe ich hier halt zum ersten Mal, ein „Ausländer“ zu sein, insbesondere für die Behörden.
Derweil hat sich bei SUMNAL etwas mehr ergeben, und ich habe diese Woche angefangen, etwas Sprachunterricht in Englisch und Französisch zu geben- obwohl sie alle viel lieber Deutsch lernen möchten. Da die Schule, die die Kinder besuchen, aber kein Deutsch anbietet, belassen wir es erst einmal bei Englisch und Französisch.
Ansonsten hatte ich jetzt noch für 3 Tage Besuch von meiner Koordinatorin von Pax Christi, Anais, die sich meine Situation hat erklären lassen und Gespräche geführt hat mit meinen Einsatzstellen. Gestern ist sie dann per Bus zur nächsten Einsatzstelle weitergereist: zu Moritz, der im Kosovo sein Jahr verbringt. Wie ich erfahren habe hat sie dann dort Probleme bekommen: im Bus von Pristina nach Belgrad hat man sie an der Grenze Kosovo- Serbien nicht einreisen lassen. Grund dafür: da Serbien den Kosovo nicht als offizielle Grenze akzeptiert, ist sie sozusagen „illegal“ ins Land gekommen, was man als Ausländer natürlich nicht darf. Sie hing also erstmal im Kosovo fest.
Nebenbei lasse ich natürlich keine Bekanntschaft aus und bin ziemlich oft mit Leuten von hier unterwegs: Freiwillige aus allen möglichen Länder, Lehrer, Leute von hier… bunt gemixt, und immer wieder nett.



Irina, auch Freiwillige in Skopje, und ich in der Altstadt


Nur leider ist die Möglichkeit, Mazedonisch zu reden nicht sehr oft da. Beziehungsweise unnötig, da sehr viele Deutsche um mich herum sind und englischsprachige Leute natürlich. Nur ab und zu bei SUMNAL bin ich mal darauf angewiesen. Dennoch übe ich schön weiter, damit mir eines Tages beim Bäcker auch auf mazedonisch statt englisch geantwortet wird.
Die letzten 3 Tage war ich jetzt, auch sehr spontan, auf einer Konferenz zu Schulmediation, da das forumZFD in Skopje sich stark darin engagiert. Dafür waren wir in einer schicken Hotelanlage direkt am Ohridsee. An sich war das Thema total interessant und man hat wieder interessante Leute kennengelernt. Zu Glück war auch Britta dabei: die abreitet seit kurzem im forumZFD Büro in Belgrad als Juniorfachkraft. Sie war als Besuch für eine knappe Woche in Skopje und eben auf der Konferenz, so dass wir viel zusammen gemacht haben.
Heute, Sonntag, habe ich seit längerem wieder einen freien Tag an dem ich mal ganz alleine bin. Die folgende Woche arbeite ich ganz normal und von Freitag bis Montag nehme ich an einem Herbstcamp teil, was das forumZFD organisiert. Dienstag (22.10.) kommt dann auch schon meine Familie vorbei und zusammen wollen wir dann ein bisschen Mazedonien erkunden.



Soweit erstmal und Liebe Grüße,
Paula


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