Weit, weit weg von Skopje...
Potmotschane
Am Sonntag war es soweit, und nach dem üblichen Kaffee in
der Stadt ging es mit dem Bus von Skopje nach Potmotschane, einem Dorf am
Prespasee, ganz im Süden von Mazedonien. Die Vertikale Durchquerung des Landes
in 4 Stunden (und das wohl bemerkt nur wegen teils sehr langsamer
Geschwindigkeit und Zwischenstopps des Fernbusses!) bestätigte meine bisherige
Vermutung: das ganze Land besteht aus Bergen mit dichten, urwaldartigen
Berghängen und natürlich den Tälern, in welchen sich die ein oder andere Stadt
befindet. Gegen 23 Uhr kamen wir in der nächstgelegen Kleinstadt Resen an, von
wo aus wir (es ist unvermeidlich) mit Taxi ins Dorf fuhren. Im Haus, was meiner
Gastfamilie gehört, war auch noch Frosinas eigentlich in Deutschland lebender
Großonkel- oder auch „Opa“- zugegen, der das Haus etwas renoviert- zum Beispiel
eine Toilette einbaut, die die „Freilufttoilette“ ersetzen soll.
Ich konnte einige der Dorfjugend kennenlernen, und zusammen
gingen wir an den Prespasee, fuhren Tretboot und aßen Pommes- wohl bemerkt an
einem normalen Montag, dem Schulstart. Erst aber in der 2. Woche nach dem
Schulbeginn hat sich so wirklich jeder Schüler dann dorthin begeben. Auf dem
Weg zum See lernte ich die Vielfältigkeit der Fauna in der Region kennen: ich
sah einen Salamander, eine Wasserschlange, eine Landschildkröte, einen Igel und
einen Fuchs- leider alle tot am Straßenrand. Faszinierend war es trotzdem.
Frose, Dragana, Dajana und Oliver am See |
Landwirtschaft und Tierhaltung ist in Mazedonien ein großes
Ding, wo immer es geografisch möglich ist, sieht man weite Felder. Und unter
anderem auch unzählige Tabakfelder- zurzeit werden die Blätter geerntet und in
den Gärten oder am Straßenrand an Leinen hängend getrocknet. Ebenso die
Paprikas. In Potmotschane ist der Apfelanbau vordergründig, und für den Oktober
wurde ich schon herzlich zur Ernte eingeladen.
Was mich, wieder einmal, am meisten irritierte ist der „Arm
und Reich“ Kontrast : im Dorf gibt es Arbeitslosigkeit und die Häuser sind
dementsprechend nicht sehr komfortabel- im Gegensatz zu den ebenfalls im Dorf
zu Hauf stehenden Sommerresidenzen der ausgewanderten Mazedonier und Albaner,
die sich mit einem Haufen Geld die schicksten Villen in ihre Heimatdörfer
setzen.
Struga
Scheune in Potmotschane |
Villa im Nachbardorf, mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach |
Vom Dorf über Resen und Ohrid fuhr ich mit dem Taxi am
Dienstag Nachmittag nach Struga- der 2. größten Stadt am wunderschönen Ohridsee.
Diese Taxifahrt war für mich ein sehr eindrückliches Erlebnis: in einer Art
Mitfahrgelegenheit saß ich mit drei weiteren Männern, und einem kleinen Mädchen
auf dem Schoß des einen, wobei der
Taxifahrer sich, natürlich, an keinerlei Geschwindigkeitsbegrenzung oder
Überholverbot hielt. Das ein oder andere Mal während der Stunde in diesem Auto
hatte ich das Gefühl, dem Tod sehr genau in die Augen sehen zu können.
Struga ist eine Touristenstadt, dafür aber sehr, sehr
preiswert. Der Strand ist etwas steinig aber sehr schön und das Wasser des Sees,
und des dazugehörigen Flusses Drim, ist unglaublich sauber.
Im Zentrum Strugas mit Blick auf den Fluss "Drim" |
Hier lernte ich meine Vorfreiwillige, Laura, kennen. Diese
hat über das letzte Jahr auch in einem forumZFD Büro gearbeitet, wie auch in
einem Jugendclub für Mazedonier und Albaner. Auch in Struga gab es schon
heftige Ausschreitungen zwischen beiden Ethnien, und derzeit ist es in einem
Nachbardorf am eskalieren, weil die christliche Minderheit im mehrheitlich
muslimischen Dorf eine Kirche bauen will- mitten ins muslimische Viertel.
Heute begibt sie sich auf die Heimreise nach Deutschland,
konnte mir aber noch die Stadt zeigen.
Nach der Abschiedsveranstaltung, da jenes Büro geschlossen wird, ging
es per Auto zurück nach Skopje.
Zurück in Skopje
Hier verbrachte ich jetzt noch Zeit mit Laura, welche mir
die (albanische) Altstadt noch etwas mehr gezeigt hat, wie auch die
Mustafa-Pascha-Moschee und die alte Festung „Kale“. Auch den Berg Vodno mit
seinem 76 m hohen Kreuz, der nicht weit entfernt von meiner Gastfamilie ist,
habe ich schon erklommen. Es bleibt nicht mehr viel zu erkunden in Skopje, dann
bin ich wirklich wirklich angekommen.
Meinen Sprachkurs habe ich heute auch endlich angefangen,
und hoffe nun schnell die Sprache zu erlernen, und nebenbei auch schon mal ein
bisschen meine Arbeit beginnen kann.
Auf der Festung "Kale" |
Zusammen mit Luka in einer Gondel der Seilbahn hoch auf den Vodno |
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